Franz KAFKA:Der Prozess . Roman
- Erstausgabe 1987, ISBN: 3379000582
Taschenbuch
[ED: Taschenbuch], [PU: Verlag Philipp Reclam jun.], Der Process (auch Der Proceß oder Der Prozeß, Titel der Erstausgabe: Der Prozess) ist neben Der Verschollene (auch unter dem Titel Ame… Mehr…
[ED: Taschenbuch], [PU: Verlag Philipp Reclam jun.], Der Process (auch Der Proceß oder Der Prozeß, Titel der Erstausgabe: Der Prozess) ist neben Der Verschollene (auch unter dem Titel Amerika bekannt) und Das Schloss einer von drei unvollendeten und postum erschienenen Romanen von Franz Kafka.
Während der Entstehungszeit dieses unvollendeten Werkes – vom Sommer 1914 bis Januar 1915 – fanden prägnante Ereignisse im Leben des Autors statt. Diese kommen in einer an Produktionsbedingungen orientierten Interpretation des Romans zum Tragen: Im Juli 1914 fand die Auflösung der Verlobung mit Felice Bauer statt. Dieses Ereignis war für Kafka mit einem Gefühl des Angeklagt-Seins verbunden, eine abschließende Aussprache im Berliner Hotel Askanischer Hof in Anwesenheit von Felices Schwester Erna und Felices Freundin Grete Bloch, mit der Kafka einen verfänglichen Briefwechsel geführt hatte, empfand Kafka als „Gerichtshof“. Kurz darauf begann Kafka mit der Arbeit am Process. Am 28. Juli, einen Monat nach dem Attentat von Sarajevo, erklärte die Monarchie Österreich-Ungarn Serbien den Krieg, aus dem der Erste Weltkrieg wurde. Ab dem Herbst 1914 wohnte Kafka erstmals unabhängig von seinen Eltern in einem eigenen Zimmer.
Kafkas Arbeit am Process schritt zunächst zügig voran – in zwei Monaten entstanden rund 200 Manuskriptseiten –, kam aber alsbald zum Erliegen. Kafka beschäftigte sich nun u. a. mit der Erzählung In der Strafkolonie. Der Process entstand in nicht-linearer Abfolge. Es lässt sich nachweisen, dass Kafka zuerst das Eingangs- und das (von Max Brod an diese Stelle sortierte) Schlusskapitel niederschrieb und weiterhin an einzelnen Kapiteln parallel arbeitete. Kafka schrieb den Process in Hefte, die er auch für die Niederschrift anderer Texte verwendete. Die dem Process zugehörigen Blätter trennte er heraus und ordnete sie nach Kapiteln und Fragmenten, ohne dabei eine bestimmte Reihenfolge der Teile festzulegen.
Anfang 1915 unterbrach Kafka die Arbeit am Roman und nahm sie (bis auf einen kurzen Versuch im Jahr 1916) nicht wieder auf. Bereits im November 1914 schrieb Kafka: „Ich kann nicht mehr weiter schreiben. Ich bin an einer endgültigen Grenze, vor der ich vielleicht wieder jahrelang sitzen soll, um dann vielleicht wieder eine neue, wieder unfertig bleibende Geschichte anzufangen.“
Handlung
Der Bankprokurist Josef K., der Protagonist des Romans, wird am Morgen seines 30. Geburtstages verhaftet, ohne sich einer Schuld bewusst zu sein. Trotz seiner Festnahme darf sich K. noch frei bewegen und weiter seiner Arbeit nachgehen. Vergeblich versucht er herauszufinden, weshalb er angeklagt wurde und wie er sich rechtfertigen könnte. Dabei stößt er auf ein für ihn nicht greifbares Gericht, dessen Kanzleien sich auf den Dachböden großer ärmlicher Mietskasernen befinden. Die Frauen, die mit der Gerichtswelt in Verbindung stehen und die K. als „Helferinnen“ zu werben versucht, üben eine erotische Anziehungskraft auf ihn aus.
Josef K. versucht verzweifelt, Zugang zum Gericht zu finden, doch auch dies gelingt ihm nicht. Er beschäftigt sich immer öfter mit seinem Prozess, obwohl er anfangs das Gegenteil beabsichtigte. Er gerät dabei immer weiter in ein albtraumhaftes Labyrinth einer surrealen Bürokratie. Immer tiefer dringt er in die Welt des Gerichts ein. Gleichzeitig dringt jedoch auch das Gericht immer mehr in Josef K.s Leben ein. Ob tatsächlich ein irgendwie gearteter Prozess heimlich voranschreitet, bleibt sowohl dem Leser als auch Josef K. verborgen. Gleiches gilt für das Urteil: K. erfährt es nicht, aber er empfindet selbst, dass seine Zeit abgelaufen ist. Josef K. fügt sich einem nicht greifbaren, mysteriösen Urteilsspruch, ohne jemals zu erfahren, weshalb er angeklagt war und ob es tatsächlich dazu das Urteil eines Gerichtes gibt. Am Vorabend seines 31. Geburtstages wird Josef K. von zwei Herren abgeholt und in einem Steinbruch „wie ein Hund“ erstochen.
Das Werk ist durchgängig in betont sachlicher und nüchterner Sprache verfasst.
Der Roman wird in der dritten Person erzählt; dennoch erfährt der Leser nur wenig von dem, was über den Wahrnehmungs- und Wissenshorizont des Protagonisten hinausreicht (personales Erzählen). Allein den ersten Satz könnte man noch einem Beobachter aus höherer Warte (auktorialer Erzähler) zuordnen, scheint er doch K.s Schuld klar zu verneinen: „Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.“ Die erlebte Rede („Jemand mußte […]“) drückt allerdings hier schon die Unsicherheit von Josef K. aus.
Über Josef K.s Gedanken und Gefühle bekommt der Leser Einblick (Innensicht); zugleich erkennt er aber bald, dass K.s Deutung und Bewertung von Situationen und Personen sich häufig als falsch erweisen, also unzuverlässig sind. Daher kann sich der Leser des Wahrheitsgehalts des Erzählten nie ganz sicher sein – vor allem was die rätselhafte Welt des Gerichts betrifft.
Auffällig ist die Verdoppelung von Ereignissen. Zwei verschiedene Frauen aus dem Umfeld des Gerichts greifen erotisch fordernd auf K. zu. Zweimal wird es K. übel von der Luft in den Gerichtsräumen. Zweimal wird das Wort „Gurgel“ betont, zunächst bei K.s Überfall auf Fräulein Bürstner, dann bei K.s Hinrichtung. Zweimal gibt es Irritationen mit der Uhrzeit, bei der ersten Untersuchung und beim Besuch im Dom. Zwei Wächter melden die Verhaftung zu Beginn und zwei Henker vollziehen am Ende das tödliche Urteil.
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Franz Kafka (* 3. Juli 1883 in Prag, Österreich-Ungarn; † 3. Juni 1924 in Kierling, Österreich) war ein deutschsprachiger Schriftsteller. Sein Hauptwerk bilden neben drei Romanfragmenten (Der Process, Das Schloss und Der Verschollene) zahlreiche Erzählungen.
Kafkas Werke wurden zum größeren Teil erst nach seinem Tod und gegen seine letztwillige Verfügung von Max Brod veröffentlicht, einem engen Freund und Vertrauten, den Kafka als Nachlassverwalter bestimmt hatte. Kafkas Werke werden zum Kanon der Weltliteratur gezählt. Für die Beschreibung seiner ungewöhnlichen Art der Schilderung hat sich ein eigenes Wort entwickelt: „kafkaesk“.
Wie in einem Albtraum bewegen sich Kafkas Protagonisten durch ein Labyrinth undurchsichtiger Verhältnisse und sind anonymen Mächten ausgeliefert. Die Literaturkritik spricht von einer „Traumlogik“. Die Gerichtsgebäude in Der Process bestehen aus einem weit verzweigten Gewirr unübersichtlicher Räume, und auch in Der Verschollene (von Brod unter dem Titel Amerika veröffentlicht) sind die seltsam unverbundenen Schauplätze – unter anderem ein Schiff, ein Hotel, das „Naturtheater von Oklahoma“ sowie die Wohnung des Onkels von Karl Roßmann, dem Helden – gigantisch und unüberschaubar.
Insbesondere bleiben auch die Beziehungen der handelnden Personen ungeklärt. Im Schloss erzeugt Kafka Zweifel an der Stellung des Protagonisten K. als „Landvermesser“ und dem Inhalt dieses Begriffes selbst und schafft so Interpretationsspielraum. Nur bruchstückhaft erfährt K. und mit ihm der Leser im Laufe des Romans mehr über die Beamten des Schlosses und ihre Beziehungen zu den Dorfbewohnern. Die allgegenwärtige, aber gleichzeitig unzugängliche, faszinierende und bedrückende Macht des Schlosses über das Dorf und seine Menschen wird dabei immer deutlicher. Trotz all seiner Bemühungen, in dieser Welt heimisch zu werden und seine Situation zu klären, erhält K. keinen Zugang zu den maßgeblichen Stellen in der Schlossverwaltung, wie auch der Angeklagte Josef K. im Process niemals auch nur die Anklageschrift zu Gesicht bekommt.
Nur im Romanfragment Der Verschollene – auch Das Schloss und Der Process blieben unvollendet –, bleibt die vage Hoffnung, dass Roßmann im fast grenzenlosen, paradiesischen „Naturtheater von Oklahoma“ dauerhaft Geborgenheit finden kann.
(Quelle: W, DE, [SC: 2.40], leichte Gebrauchsspuren, gewerbliches Angebot, Taschenbuchformat, 232, [GW: 140g], [PU: Leipzig], 1. Auflage, Banküberweisung, Internationaler Versand, [CT: Romane/Erzählungen / Klassiker]<