Muttertag und Mutterkreuz. Der Kult um die "deutsche Mutter" im Nationalsozialismus. (= Die Zeit des Nationalsozialismus. Eine Buchreihe. Hrsg. von Walther H. Pehle. Fischer Taschenbuch 11517.) - Taschenbuch

»Arische« Mütter wurden in der Zeit des Nationalsozialismus als »höchstes Gut« gefeiert: »Heilig soll unssein jede Mutter deutschen Blutes.« Die Mutterschaft wurde zu der Lebensaufgabe von Frauen und war fortan keine private Angelegenheit mehr, sondern Staatsaufgabe und quasi-religiöse Handlung. Das Mutterkreuz mit seinen drei Verleihungsstufen spielte in diesem Zusammenhangeine besondere Rolle. Es war die einzige Auszeichnung. die das NS-Regime für die Frauen übrig hatte. Mutterkreuze waren gleichwohl äußerst beliebt und wurden millionenfach verliehen. Viele Frauen beschwerten sich, wenn sie nicht rechtzeitig bedacht wurden. Obwohl zu den Opfern des Nationalsozialismus auch viele Frauen und Mütter gehörten, zeigt der Kult um die »deutsche Frau und Mutter«, daß Frauen im Dritten Reich keineswegs allein aufgrund ihres Geschlechts zu den Bedrohten oder Diskriminienen zu rechnen waren. In diesem Buch wird die Bedeutung von Rassenhygiene. Bevölkerungspolitik und Antisemitismus für den Mutterkult der Nationalsozialisten gezeigt. Dic Propagandisten konnten sich hier auf historische Erfahrungen mit den Muttertagsfeiern der Weimarer Republik beziehen, die von den NS-Ideologen gern und begierig für ihre Zwecke genutzt wurden. Ihren Höhepunkt fanden die Mutterverehrungsfeiern während des Zweiten Weltkrieges. Nicht nur wurde das Mutterkreuz dem Eisernen Kreuz bewußt gleichgesetzt, sondern in zentral gelenkten Veranstaltungen wurde der Kult um die »arischen Mütter«. die ihrem Führer in höchster Not ihre Kinder »schenkten«, auf eine quasi-religiöse Ebene gehoben. Irmgard Weyrather, geboren 1953 in Düsseldorf. studierte Soziologie an der Freien Universität Berlin: seit 1979 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in historischen und soziologischen Forschungsprojekten, zur Zeit an der Universität Paderborn: 1990 Promotion zum Dr. phil. in Soziologie.