Die Chronik der Sperlingsgasse . Roman - gebunden oder broschiert
1920, ISBN: 67046ed6ae54269fab374316dc2ab1a2
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung], Grote'sche Sammlung von Werken zeitgenössischer Schriftsteller Neunter Band illustriert Ernst von Bosch Wilhelm Karl… Mehr…
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung], Grote'sche Sammlung von Werken zeitgenössischer Schriftsteller Neunter Band illustriert Ernst von Bosch Wilhelm Karl Raabe (Pseudonym: Jakob Corvinus; * 8. September 1831 in Eschershausen; † 15. November 1910 in Braunschweig) war ein deutscher Schriftsteller (Erzähler). Er war ein Vertreter des poetischen Realismus, bekannt für seine gesellschaftskritischen Erzählungen, Novellen und Romane. Raabe lebte mehrere Jahre in Wolfenbüttel (davon sechs als Schriftsteller), acht Jahre in Stuttgart und fast 40 Jahre in Braunschweig. Die Bitte nach einer Autobiografie lehnte Wilhelm Raabe zwar ab, er schrieb aber 1906 eine kleine biographische Skizze: „Ich bin am 8. September 1831 zu Eschershausen im Herzogtum Braunschweig geboren worden. Mein Vater war der damalige ‚Aktuar‘ am dortigen Amtsgericht, Gustav Karl Maximilian Raabe, und meine Mutter Auguste Johanne Frederike Jeep, die Tochter des weiland Stadtkämmerers Jeep zu Holzminden. Meine Mutter ist es gewesen, die mir das Lesen aus dem Robinson Crusoe unseres alten Landsmanns aus Deensen, Joachim Heinrich Campe beigebracht hat. Was ich nachher auf Volks- und Bürgerschulen, Gymnasien und auf der Universität an Wissenschafte zu erworben habe, heftet sich alles an den lieben feinen Finger, der mir ums Jahr 1836 herum den Punkt über dem i wies. Im Jahr 1845 starb mein Vater als Justizamtmann zu Stadtoldendorf und zog seine Witwe mit ihren drei Kindern nach Wolfenbüttel, wo ich das Gymnasium bis 1849 besuchte. Wie mich danach unseres Herrgotts Kanzlei, die brave Stadt Magdeburg, davor bewahrte, ein mittelmäßiger Jurist, Schulmeister, Arzt oder gar Pastor zu werden, halte ich für eine Fügung, für welche ich nicht dankbar genug sein kann. Ostern 1854 ging ich nach einem Jahr ernstlicher Vorbereitung nach Berlin, um mir auch ‚auf Universitäten‘ noch etwas mehr Ordnung in der Welt Dinge und Angelegenheiten, soweit sie ein so junger Mensch übersehen kann, zu bringen. Im November desselben Jahres begann ich dort in der Spreegasse die ‚Chronik der Sperlingsgasse‘ zu schreiben und vollendete sie im folgenden Frühling. Ende September 1856 erblickte das Buch durch den Druck das Tageslicht und hilft mir heute noch neben dem ‚Hungerpastor‘ im Erdenhaushalt am meisten mit zum Leben. Denn für die Schriften meiner ersten Schaffensperiode, die bis zu letzterwähntem Buche reicht, habe ich ‚Leser‘ gefunden, für den Rest nur ‚Liebhaber‘, aber mit denen, wie ich meine, freilich das allervornehmste Publikum, was das deutsche Volk gegenwärtig aufzuweisen hat.“ Raabe beobachtete besonders stark die irreparablen Risse zwischen Altem und Neuem, zwischen Geborgenheit und technischer Industrialisierung, welche sich auf Kosten der Natur und der Gemütskultur vergrößerten und vertieften. Als einer der ersten Umweltromane gilt sein Werk Pfisters Mühle, in dem er den Niedergang eines idyllischen Ausflugslokals auf die Wasserverschmutzung durch eine nahe Zuckerrübenfabrik zurückführt. Das Lokal muss schließlich dem Neubau einer Fabrik weichen. Raabe sah also die dunklen Seiten des Fortschritts, des Daseins überhaupt, und nahm die Haltung eines Pessimisten an. Für diese Lage empfahl er: Sieh auf zu den Sternen. Gib Acht auf die Gasse. (Die Leute aus dem Walde). In diesem Grundzug wurzelt auch Raabes Humor. So war Raabe kein Mensch der Idylle, obwohl er oft so gelesen bzw. interpretiert wurde, sondern blieb vielmehr ein entschiedener Kritiker seiner Zeit. Raabe behandelt in seinem Gesamtwerk Teile der deutschen Geschichte, vor allem die Kriege. Dabei gelingt es ihm, durch die Einführung von realen Charakteren und deren Schicksalen seine Werke lebendig und spannend zu gestalten. Durch Kunstgriffe der Erzählperspektive und des Stils hält er einen beobachtenden Abstand. Viele Betrachtungen und Abschweifungen – auch die seiner Zeit noch unauffällige Fülle der Zitate von der Antike bis zum zeitgenössischen Volksmund – erschweren heute das Lesen von Raabes Werken. Flüchtiger Lektüre scheint es bisweilen, als hätten seine Texte einen unzulänglichen Aufbau und fehlten gelegentlich wichtige Zusammenhänge, doch gerade diese arbeitete er mit großer Sorgfalt und Feinheit heraus. Die Wertungen von Raabes Dichtungen haben sich seit seinen Lebzeiten verschoben. Er selbst urteilte sehr hart über einige seiner frühen Werke, die er zum Teil als „Jugendquark“ bezeichnete. Während früher die sogenannte „Stuttgarter Trilogie“ (Der Hungerpastor, Abu Telfan, Der Schüdderump) als Hauptwerk galt, wird heute anderen Erzählungen und Romanen der Vorzug gegeben (u. a. Stopfkuchen, Horacker, Das Odfeld, Hastenbeck, Die Akten des Vogelsangs). - - - - - - - - Als fiktiver Verfasser und Erzähler der Chronik der Sperlingsgasse tritt der alte Johannes Wacholder auf, der eine über den Winter in den Frühling reichende Zeitspanne nutzt, seine eigene Geschichte wie die der Menschen jener Straße – der Berliner Sperlingsgasse –, in der auch er zur Miete in einem Haus wohnt, niederzuschreiben: »Ich bin alt und müde. Es ist die Zeit, wo die Erinnerung an die Stelle der Hoffnung tritt.« Im Ergebnis entsteht so eine durchaus heterogene, teils verschachtelte, teils achronologisch geordnete Chronik, in der ohne Gleichförmigkeit, aber aus innerer Notwendigkeit auf der Folie der 1850er Jahre, aus der Düsternis alltäglichen Leidens und Elendes sich ein schließlich auch von Glück und Idylle mitbestimmtes Gassengemälde entwickelt, das den Verfasser im Alter, wo nicht zu rechtfertigen, so doch zu wärmen vermag. Dass diese ›Notwendigkeit‹ über das Erinnern des Alten als letztem Lebensquell hinausreicht, erweist dann die im Zentrum der Chronik stehende Liebesgeschichte. Es ist Liebe, die der Verfasser wie auch dessen alter Kinderfreund Franz Ralff zu Marie hegten und die Wacholder auch (melancholisch gefärbt) aufrechterhält, als Freund Franz längst obsiegt hatte, Franz und Marie längst ein Paar geworden waren und aus der Verbindung eine Tochter namens Elise hervorgegangen war. Nach dem frühen Tod der Marie, dem der des Vaters schnell folgte, wurde der Freund als »Onkel« Wacholder Vormund und Erzieher der verwaisten Tochter. Vor seinem Tod hatte der Maler Franz Ralff noch das Porträt seiner Frau vollendet und den Freund um des Kindes willen auch in jene Familientragödie eingeweiht, die einst seiner Mutter Luise widerfuhr und ihm selbst als Verpflichtung aufgegeben blieb: Die Mutter war als junges Mädchen in Abwesenheit des Bruders von einem Grafen Seeburg geschändet worden. Die Folge war Franz, den der Bruder der Mutter, Andreas, nach der Mutter Gramestod dann aufzog – derweil der schändliche Graf verschwunden blieb. (39ff.). Die Geschichte findet eine Parallele, als »Onkel« Wacholder und Mündel Elise an Mariens Grab eine Frau treffen (67), Helene Berg, die sich nicht nur als Nachbarin in der Sperlingsgasse, sondern auch als verarmte Tochter des Grafen Seeburg zu erkennen gibt (100ff.). Aus ihrer Ehe mit dem inzwischen verstorbenen Doktor Berg hat sie einen Sohn Gustav, der zum Ende der Chronik (161ff.) Elisens Mann werden soll – womit die Forderung der letzten Worte von Franzens Oheim Andreas – »... such ihn« – ohne Forschen erfüllt wird. Die für Franz Ralff nicht einmal im Tode nach dem »begrab dein volles Herz und suche – zu vergessen !« (73) erfüllbare Forderung wird in der dem Vergessen gegenläufigen Erinnerung aufgelöst und über die Treue zum »Vaterland« in einen geschichtlichen Zusammenhang gebracht (vgl. 142f.). Das auf Wanderung und Herrschaftswechsel unter den Völkern angelegte und entwickelte Bild (158) kulminiert schließlich nicht im großen Geschichtsentwurf, sondern im Einzelschicksal der Familie des Schuhmachers Burger, dem »... eine ganze Passionsgeschichte vom Gesichte abzulesen war« (159) und den nun Hunger und Elend in die Emigration trieben und den Begriff »Vaterland« so einen ganz anderen Geschmack bekommen ließ: Eines Landes, das zu ›Mutterland‹, zu Heimat wird als aus der Ferne empfundene Sehnsucht, die denen aufkommt, die Not und mangelnde Fürsorge der Obrigkeit aus gerade ebendiesem Land vertrieben hatte. Zum Ende der Chronik, die noch einiges an Elend und Not, Krieg und Tod thematisiert, scheint »Was tot war, wird lebendig; was Fluch war, wird Segen« als präsentische Faktizität gerade einmal für Gustav und Elise zu gelten, »die Sünde der Väter wird nicht heimgesucht an den Kindern ...« (100). Aber als Hoffnung und auch als Franz Ralffsches Nichtverpflichtetsein bleibt die Botschaft an alle gerichtet. Der Erzähler in der Chronik der Sperlingsgasse ist selbst als Figur am Geschehen beteiligt. Die Chronik besteht aus vielen Rückblicken, Erzählungen Dritter, Briefen und Erinnerungen. Durch diese „Zeitvermischung“ sowie Abschweifungen und eingeschobene Episoden, die nicht immer chronologisch angeordnet sind, entsteht eine komplexe Erzählstruktur, die bereits auf Raabes spätere Hauptwerke wie Stopfkuchen vorausweist. Die Sprache in der Chronik wirkt eigenwillig und teilweise etwas verzopft. - - - - - - - - Ernst Bosch (* 23. März 1834 in Krefeld; † 22. März 1917 in Düsseldorf) war ein deutscher Maler, Zeichner und Grafiker und Vertreter der erzählenden Malerei der Düsseldorfer Malerschule. Bereits als Gymnasialschüler und dann als Privatschüler von Josef Schex widmete sich Bosch Zeichnungen, unter anderem Illustrationen zu Coopers Lederstrumpf. Des Weiteren malte er die Bildnisse seiner Brüder, die einiger Verwandter und die von Freunden. Im Verlauf des Studiums, um 1853/54, entstanden die kleinen Ölbilder Inneres von St. Martin in Bilk und Keller der alten Kunstakademie, die sich heute im Düsseldorfer Stadtmuseum befinden. 1854 folgten die Gemälde Die Schleichhändler und Verteidigung eines Blockhauses gegen Indianer durch Kolonisten (Ankauf des Kunstvereins), das Bildnis des Freundes Hubert Salentin (Düsseldorf, Kunstmuseum) sowie Das Grab des Postillons (Frankfurt/Main, Bundespostmuseum). In Ausstellungen gezeigt und positiv besprochen wurden unter anderem die Kompositionen Fähre beim Eisgang (1854), Der Jagdunfall (1855), Die Alchimistenstube (1857) oder Ein angehender Michelangelo (1858). Erfolgreich, vor allem auch durch ihre Reproduktion als Radierungen und Holzstiche in den populären Zeitschriften Gartenlaube, Daheim und anderen, wurden die verschiedenen Versionen von Fern der Heimat (ein schlafender Savoyardenknabe von Kindern entdeckt) und Der Ritt durchs Wasser (eines Kindes auf einem großen Hund), Die Diebesschule und Die Büffelhirten (1862), Der Kesselflicker (1865), Kinder beim Christbaumholen (1868), Der Maler am Waldrand (eine Fassung im Museum Wesel) und viele andere. In idealisierender Weise nahm Bosch, der zeitlebens mit den Malern Hubert Salentin, Friedrich Hiddemann, Christian Eduard Böttcher, Hermann Werner, Carl Thiel und anderen befreundet war, seine Themen aus dem bürgerlichen und ländlichen Leben und versuchte dabei, Gefühlswerte wie Freude und Trauer, Heimat und ähnliches zu verbildlichen. Daneben entstanden Kompositionen nach Vorlagen aus der Literatur (Werther, Hermann und Dorothea; Märchen der Gebrüder Grimm: Aschenputtel, Rotkäppchen) sowie zahlreiche Bildnisse und viele Hundedarstellungen. Für Mappenauasgaben und als Einzelblätter schuf Bosch Radierungen und Lithographien. Für zahlreiche Bücher schuf er die Textillustrationen, darunter für Die Chronik der Sperlingsgasse von Wilhelm Raabe, das in unzähligen Auflagen erschien. Ernst Bosch zeigte seine Arbeiten vor allem anlässlich von Ausstellungen in Düsseldorf und Berlin, aber auch in Bremen, Hamburg, München und Den Haag. 1873 war er mit dem Bild Wilddiebe in der Kunstausstellung der Wiener Weltausstellung vertreten und wurde mit einer Medaille ausgezeichnet. 1876 erhielt er erneut eine Auszeichnung für sein Gemälde Auf der Weide in der Kunstausstellung der Weltausstellung in Philadelphia. Eine Ausstellung seiner nachgelassenen Arbeiten fand 1917 in der Städtischen Kunsthalle in Düsseldorf statt. (Quelle: Wikipedia) Insgesamt gut erhaltenes Exemplar, wenn auch etwas schiefgelesen, nur das fehlende fliegende Vorsatzblatt ärgert mich ein wenig. Farbkopfschnitt. Da stand sicher nur eine Name drauf oder eine Widmung, irgendwas Schönes ..., DE, [SC: 2.40], deutliche Gebrauchsspuren, gewerbliches Angebot, 8°, 240, [GW: 285g], [PU: Berlin], 131. Auflage, Banküberweisung, Internationaler Versand, [CT: Romane/Erzählungen / Klassiker]<
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Die Chronik der Sperlingsgasse . Roman - gebrauchtes Buch
1924, ISBN: 67046ed6ae54269fab374316dc2ab1a2
[ED: Halbleder], [PU: Deutsche Buch-Gemeinschaft G.m.b.H.], Wilhelm Karl Raabe (Pseudonym: Jakob Corvinus; * 8. September 1831 in Eschershausen; † 15. November 1910 in Braunschweig)… Mehr…
[ED: Halbleder], [PU: Deutsche Buch-Gemeinschaft G.m.b.H.], Wilhelm Karl Raabe (Pseudonym: Jakob Corvinus; * 8. September 1831 in Eschershausen; † 15. November 1910 in Braunschweig) war ein deutscher Schriftsteller (Erzähler). Er war ein Vertreter des poetischen Realismus, bekannt für seine gesellschaftskritischen Erzählungen, Novellen und Romane. Raabe lebte mehrere Jahre in Wolfenbüttel (davon sechs als Schriftsteller), acht Jahre in Stuttgart und fast 40 Jahre in Braunschweig. Die Bitte nach einer Autobiografie lehnte Wilhelm Raabe zwar ab, er schrieb aber 1906 eine kleine biographische Skizze: „Ich bin am 8. September 1831 zu Eschershausen im Herzogtum Braunschweig geboren worden. Mein Vater war der damalige ‚Aktuar‘ am dortigen Amtsgericht, Gustav Karl Maximilian Raabe, und meine Mutter Auguste Johanne Frederike Jeep, die Tochter des weiland Stadtkämmerers Jeep zu Holzminden. Meine Mutter ist es gewesen, die mir das Lesen aus dem Robinson Crusoe unseres alten Landsmanns aus Deensen, Joachim Heinrich Campe beigebracht hat. Was ich nachher auf Volks- und Bürgerschulen, Gymnasien und auf der Universität an Wissenschafte zu erworben habe, heftet sich alles an den lieben feinen Finger, der mir ums Jahr 1836 herum den Punkt über dem i wies. Im Jahr 1845 starb mein Vater als Justizamtmann zu Stadtoldendorf und zog seine Witwe mit ihren drei Kindern nach Wolfenbüttel, wo ich das Gymnasium bis 1849 besuchte. Wie mich danach unseres Herrgotts Kanzlei, die brave Stadt Magdeburg, davor bewahrte, ein mittelmäßiger Jurist, Schulmeister, Arzt oder gar Pastor zu werden, halte ich für eine Fügung, für welche ich nicht dankbar genug sein kann. Ostern 1854 ging ich nach einem Jahr ernstlicher Vorbereitung nach Berlin, um mir auch ‚auf Universitäten‘ noch etwas mehr Ordnung in der Welt Dinge und Angelegenheiten, soweit sie ein so junger Mensch übersehen kann, zu bringen. Im November desselben Jahres begann ich dort in der Spreegasse die ‚Chronik der Sperlingsgasse‘ zu schreiben und vollendete sie im folgenden Frühling. Ende September 1856 erblickte das Buch durch den Druck das Tageslicht und hilft mir heute noch neben dem ‚Hungerpastor‘ im Erdenhaushalt am meisten mit zum Leben. Denn für die Schriften meiner ersten Schaffensperiode, die bis zu letzterwähntem Buche reicht, habe ich ‚Leser‘ gefunden, für den Rest nur ‚Liebhaber‘, aber mit denen, wie ich meine, freilich das allervornehmste Publikum, was das deutsche Volk gegenwärtig aufzuweisen hat.“ Raabe beobachtete besonders stark die irreparablen Risse zwischen Altem und Neuem, zwischen Geborgenheit und technischer Industrialisierung, welche sich auf Kosten der Natur und der Gemütskultur vergrößerten und vertieften. Als einer der ersten Umweltromane gilt sein Werk Pfisters Mühle, in dem er den Niedergang eines idyllischen Ausflugslokals auf die Wasserverschmutzung durch eine nahe Zuckerrübenfabrik zurückführt. Das Lokal muss schließlich dem Neubau einer Fabrik weichen. Raabe sah also die dunklen Seiten des Fortschritts, des Daseins überhaupt, und nahm die Haltung eines Pessimisten an. Für diese Lage empfahl er: Sieh auf zu den Sternen. Gib Acht auf die Gasse. (Die Leute aus dem Walde). In diesem Grundzug wurzelt auch Raabes Humor. So war Raabe kein Mensch der Idylle, obwohl er oft so gelesen bzw. interpretiert wurde, sondern blieb vielmehr ein entschiedener Kritiker seiner Zeit. Raabe behandelt in seinem Gesamtwerk Teile der deutschen Geschichte, vor allem die Kriege. Dabei gelingt es ihm, durch die Einführung von realen Charakteren und deren Schicksalen seine Werke lebendig und spannend zu gestalten. Durch Kunstgriffe der Erzählperspektive und des Stils hält er einen beobachtenden Abstand. Viele Betrachtungen und Abschweifungen – auch die seiner Zeit noch unauffällige Fülle der Zitate von der Antike bis zum zeitgenössischen Volksmund – erschweren heute das Lesen von Raabes Werken. Flüchtiger Lektüre scheint es bisweilen, als hätten seine Texte einen unzulänglichen Aufbau und fehlten gelegentlich wichtige Zusammenhänge, doch gerade diese arbeitete er mit großer Sorgfalt und Feinheit heraus. Die Wertungen von Raabes Dichtungen haben sich seit seinen Lebzeiten verschoben. Er selbst urteilte sehr hart über einige seiner frühen Werke, die er zum Teil als „Jugendquark“ bezeichnete. Während früher die sogenannte „Stuttgarter Trilogie“ (Der Hungerpastor, Abu Telfan, Der Schüdderump) als Hauptwerk galt, wird heute anderen Erzählungen und Romanen der Vorzug gegeben (u. a. Stopfkuchen, Horacker, Das Odfeld, Hastenbeck, Die Akten des Vogelsangs). - - - - - - - - Als fiktiver Verfasser und Erzähler der Chronik der Sperlingsgasse tritt der alte Johannes Wacholder auf, der eine über den Winter in den Frühling reichende Zeitspanne nutzt, seine eigene Geschichte wie die der Menschen jener Straße – der Berliner Sperlingsgasse –, in der auch er zur Miete in einem Haus wohnt, niederzuschreiben: »Ich bin alt und müde. Es ist die Zeit, wo die Erinnerung an die Stelle der Hoffnung tritt.« Im Ergebnis entsteht so eine durchaus heterogene, teils verschachtelte, teils achronologisch geordnete Chronik, in der ohne Gleichförmigkeit, aber aus innerer Notwendigkeit auf der Folie der 1850er Jahre, aus der Düsternis alltäglichen Leidens und Elendes sich ein schließlich auch von Glück und Idylle mitbestimmtes Gassengemälde entwickelt, das den Verfasser im Alter, wo nicht zu rechtfertigen, so doch zu wärmen vermag. Dass diese ›Notwendigkeit‹ über das Erinnern des Alten als letztem Lebensquell hinausreicht, erweist dann die im Zentrum der Chronik stehende Liebesgeschichte. Es ist Liebe, die der Verfasser wie auch dessen alter Kinderfreund Franz Ralff zu Marie hegten und die Wacholder auch (melancholisch gefärbt) aufrechterhält, als Freund Franz längst obsiegt hatte, Franz und Marie längst ein Paar geworden waren und aus der Verbindung eine Tochter namens Elise hervorgegangen war. Nach dem frühen Tod der Marie, dem der des Vaters schnell folgte, wurde der Freund als »Onkel« Wacholder Vormund und Erzieher der verwaisten Tochter. Vor seinem Tod hatte der Maler Franz Ralff noch das Porträt seiner Frau vollendet und den Freund um des Kindes willen auch in jene Familientragödie eingeweiht, die einst seiner Mutter Luise widerfuhr und ihm selbst als Verpflichtung aufgegeben blieb: Die Mutter war als junges Mädchen in Abwesenheit des Bruders von einem Grafen Seeburg geschändet worden. Die Folge war Franz, den der Bruder der Mutter, Andreas, nach der Mutter Gramestod dann aufzog – derweil der schändliche Graf verschwunden blieb. (39ff.). Die Geschichte findet eine Parallele, als »Onkel« Wacholder und Mündel Elise an Mariens Grab eine Frau treffen (67), Helene Berg, die sich nicht nur als Nachbarin in der Sperlingsgasse, sondern auch als verarmte Tochter des Grafen Seeburg zu erkennen gibt (100ff.). Aus ihrer Ehe mit dem inzwischen verstorbenen Doktor Berg hat sie einen Sohn Gustav, der zum Ende der Chronik (161ff.) Elisens Mann werden soll – womit die Forderung der letzten Worte von Franzens Oheim Andreas – »... such ihn« – ohne Forschen erfüllt wird. Die für Franz Ralff nicht einmal im Tode nach dem »begrab dein volles Herz und suche – zu vergessen !« (73) erfüllbare Forderung wird in der dem Vergessen gegenläufigen Erinnerung aufgelöst und über die Treue zum »Vaterland« in einen geschichtlichen Zusammenhang gebracht (vgl. 142f.). Das auf Wanderung und Herrschaftswechsel unter den Völkern angelegte und entwickelte Bild (158) kulminiert schließlich nicht im großen Geschichtsentwurf, sondern im Einzelschicksal der Familie des Schuhmachers Burger, dem »... eine ganze Passionsgeschichte vom Gesichte abzulesen war« (159) und den nun Hunger und Elend in die Emigration trieben und den Begriff »Vaterland« so einen ganz anderen Geschmack bekommen ließ: Eines Landes, das zu ›Mutterland‹, zu Heimat wird als aus der Ferne empfundene Sehnsucht, die denen aufkommt, die Not und mangelnde Fürsorge der Obrigkeit aus gerade ebendiesem Land vertrieben hatte. Zum Ende der Chronik, die noch einiges an Elend und Not, Krieg und Tod thematisiert, scheint »Was tot war, wird lebendig; was Fluch war, wird Segen« als präsentische Faktizität gerade einmal für Gustav und Elise zu gelten, »die Sünde der Väter wird nicht heimgesucht an den Kindern ...« (100). Aber als Hoffnung und auch als Franz Ralffsches Nichtverpflichtetsein bleibt die Botschaft an alle gerichtet. Der Erzähler in der Chronik der Sperlingsgasse ist selbst als Figur am Geschehen beteiligt. Die Chronik besteht aus vielen Rückblicken, Erzählungen Dritter, Briefen und Erinnerungen. Durch diese „Zeitvermischung“ sowie Abschweifungen und eingeschobene Episoden, die nicht immer chronologisch angeordnet sind, entsteht eine komplexe Erzählstruktur, die bereits auf Raabes spätere Hauptwerke wie Stopfkuchen vorausweist. Die Sprache in der Chronik wirkt eigenwillig und teilweise etwas verzopft. - - - - - - - - George Salter (gebürtig Georg Salter; * 5. Oktober 1897 in Bremen; † 31. Oktober 1967 in New York) war ein zunächst deutscher, seit 1940 ein amerikanischer Gebrauchsgrafiker und Bühnenbildner. Er revolutionierte das Coverdesign für Bücher. Weltberühmt wurde sein Entwurf zu Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz. Georg Salter wurde als Kind eines Hamburger Musikers geboren. Die Eltern waren in seinem Geburtsjahr vom Judentum zum evangelischen Glauben konvertiert. Mit den Eltern und drei Geschwistern zog er nach Berlin. 1913 wurde er in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche konfirmiert und legte 1916 das Abitur am Werner-Siemens-Realgymnasium in Berlin-Schöneberg ab. Nach dem Militärdienst im Ersten Weltkrieg studierte er an der Kunstgewerbeschule in Berlin-Charlottenburg. 1921 wurde er Bühnenbildner an der Preußischen Staatsoper, wechselte 1923 an die Berliner Volksoper und 1925 an die Vereinigten Stadttheater Barmen-Elberfeld, wo er rund 100 Bühnenbilder entwarf. 1927 kehrte er nach Berlin zurück und arbeitete zunächst als Hauptgrafiker für den Verlag Die Schmiede, für den er schon seit 1923 arbeitete, als er den Umschlag für die Lenin-Biografie von Henri Guilbeaux entwarf, und dessen Editionen er ein unverwechselbares Äußeres gab. Nach dem Konkurs dieses ambitionierten Unternehmens entwarf er für insgesamt 33 Verlage bis 1934 rund 350 Einbände, darunter die Schutzumschläge für Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz (1929), Ernst Tollers Feuer aus den Kesseln (1930) und Peter de Mendelssohns Paris über mir (1931). 1931 wurde er Leiter der Abteilung für Gewerbegraphik der Höheren Graphischen Fachschule in Berlin, eine Stellung, die er nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 aufgeben musste. Salter wechselte nach Baden-Baden. Im November 1934 emigrierte er in die USA und siedelte sich in New York City an, wo er unmittelbar nach seiner Ankunft damit begann, Bucheinbände für US-amerikanische Verlage anzufertigen. Er gestaltete u. a. die Umschläge für Carl Zuckmayers The Moons Ride Over (1937) und William Shirers Berlin Diary (1941). 1939 übernahm er die Leitung der Graphikabteilung von Mercury Publications und gestaltete im folgenden Jahrzehnt 185 Buchcover und etwa 30 Zeitschriftentitel. 1937 erhielt er einen Lehrauftrag an der New Yorker Cooper Union School of Art. Er lehrte dort bis zu seinem Tode Typografie und Kalligrafie. 1940 wurde er US-amerikanischer Staatsbürger. Salter war mit Agnes O’Shea verheiratet und hatte eine Tochter, Janet. (Quelle: Wikipedia) Insgesamt gut erhaltenes Exemplar, kleine Flecke und Kratzer im Lederrücken verleihen dem Buch Charakter., DE, [SC: 2.40], leichte Gebrauchsspuren, gewerbliches Angebot, 8°, 232, [GW: 360g], [PU: Berlin], Sonderausgabe, Banküberweisung, Internationaler Versand, [CT: Romane/Erzählungen / Gesellschaftsromane]<
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Die Chronik der Sperlingsgasse . Roman . - gebunden oder broschiert
1910, ISBN: 67046ed6ae54269fab374316dc2ab1a2
hardcover 191 S. Gebundene Ausgabe Ln mit Su guter Zustand Raabe, Wilhelm (Pseud. Jakob Corvinus), Schriftst., * 8. 9. 1831 Eschershausen (bei Braunschweig), 14. 11. 1910 Braunschweig;… Mehr…
hardcover 191 S. Gebundene Ausgabe Ln mit Su guter Zustand Raabe, Wilhelm (Pseud. Jakob Corvinus), Schriftst., * 8. 9. 1831 Eschershausen (bei Braunschweig), 14. 11. 1910 Braunschweig; humorvoll-ironischer Erzähler des poet. Realismus in der Nachfolge a Jean Pauls, W. M. a Thackerays und von Ch. a Dickens. Warme Menschlichkeit in der bürgerl. Idylle Belletristische Darstellung; Chronik 3, [PU:VollmerVolksbund der Bücherfreunde Wiesbaden,]<
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Die Chronik der Sperlingsgasse - Roman - gebunden oder broschiert
ISBN: 67046ed6ae54269fab374316dc2ab1a2
[SC: 2.72], [PU: Wiesbaden: Emil Vollmer Verlag o.J.], Leinen; 191 Seiten -/- Zustand: mit mittleren Gebrauchs- oder Lagerspuren ; Papier an den Rändern altersbedingt gebräunt , Seitensch… Mehr…
[SC: 2.72], [PU: Wiesbaden: Emil Vollmer Verlag o.J.], Leinen; 191 Seiten -/- Zustand: mit mittleren Gebrauchs- oder Lagerspuren ; Papier an den Rändern altersbedingt gebräunt , Seitenschnitt gebräunt -** Kein Auslandsversand in die Mitgliedsstaaten der EU möglich **<
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DIE CHRONIK DER SPERLINGSGASSE. Roman - Taschenbuch
1968, ISBN: 67046ed6ae54269fab374316dc2ab1a2
[PU: Ullstein, Wiesbaden 1968], 191 Seiten Taschenbuch oder Softcover Zustand: GUTER Zustand., DE, [SC: 2.95], gebraucht; gut, gewerbliches Angebot, [GW: 134g], Banküberweisung, Offene Re… Mehr…
[PU: Ullstein, Wiesbaden 1968], 191 Seiten Taschenbuch oder Softcover Zustand: GUTER Zustand., DE, [SC: 2.95], gebraucht; gut, gewerbliches Angebot, [GW: 134g], Banküberweisung, Offene Rechnung, PayPal, Internationaler Versand<
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Die Chronik der Sperlingsgasse . Roman - gebunden oder broschiert
1920, ISBN: 67046ed6ae54269fab374316dc2ab1a2
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung], Grote'sche Sammlung von Werken zeitgenössischer Schriftsteller Neunter Band illustriert Ernst von Bosch Wilhelm Karl… Mehr…
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung], Grote'sche Sammlung von Werken zeitgenössischer Schriftsteller Neunter Band illustriert Ernst von Bosch Wilhelm Karl Raabe (Pseudonym: Jakob Corvinus; * 8. September 1831 in Eschershausen; † 15. November 1910 in Braunschweig) war ein deutscher Schriftsteller (Erzähler). Er war ein Vertreter des poetischen Realismus, bekannt für seine gesellschaftskritischen Erzählungen, Novellen und Romane. Raabe lebte mehrere Jahre in Wolfenbüttel (davon sechs als Schriftsteller), acht Jahre in Stuttgart und fast 40 Jahre in Braunschweig. Die Bitte nach einer Autobiografie lehnte Wilhelm Raabe zwar ab, er schrieb aber 1906 eine kleine biographische Skizze: „Ich bin am 8. September 1831 zu Eschershausen im Herzogtum Braunschweig geboren worden. Mein Vater war der damalige ‚Aktuar‘ am dortigen Amtsgericht, Gustav Karl Maximilian Raabe, und meine Mutter Auguste Johanne Frederike Jeep, die Tochter des weiland Stadtkämmerers Jeep zu Holzminden. Meine Mutter ist es gewesen, die mir das Lesen aus dem Robinson Crusoe unseres alten Landsmanns aus Deensen, Joachim Heinrich Campe beigebracht hat. Was ich nachher auf Volks- und Bürgerschulen, Gymnasien und auf der Universität an Wissenschafte zu erworben habe, heftet sich alles an den lieben feinen Finger, der mir ums Jahr 1836 herum den Punkt über dem i wies. Im Jahr 1845 starb mein Vater als Justizamtmann zu Stadtoldendorf und zog seine Witwe mit ihren drei Kindern nach Wolfenbüttel, wo ich das Gymnasium bis 1849 besuchte. Wie mich danach unseres Herrgotts Kanzlei, die brave Stadt Magdeburg, davor bewahrte, ein mittelmäßiger Jurist, Schulmeister, Arzt oder gar Pastor zu werden, halte ich für eine Fügung, für welche ich nicht dankbar genug sein kann. Ostern 1854 ging ich nach einem Jahr ernstlicher Vorbereitung nach Berlin, um mir auch ‚auf Universitäten‘ noch etwas mehr Ordnung in der Welt Dinge und Angelegenheiten, soweit sie ein so junger Mensch übersehen kann, zu bringen. Im November desselben Jahres begann ich dort in der Spreegasse die ‚Chronik der Sperlingsgasse‘ zu schreiben und vollendete sie im folgenden Frühling. Ende September 1856 erblickte das Buch durch den Druck das Tageslicht und hilft mir heute noch neben dem ‚Hungerpastor‘ im Erdenhaushalt am meisten mit zum Leben. Denn für die Schriften meiner ersten Schaffensperiode, die bis zu letzterwähntem Buche reicht, habe ich ‚Leser‘ gefunden, für den Rest nur ‚Liebhaber‘, aber mit denen, wie ich meine, freilich das allervornehmste Publikum, was das deutsche Volk gegenwärtig aufzuweisen hat.“ Raabe beobachtete besonders stark die irreparablen Risse zwischen Altem und Neuem, zwischen Geborgenheit und technischer Industrialisierung, welche sich auf Kosten der Natur und der Gemütskultur vergrößerten und vertieften. Als einer der ersten Umweltromane gilt sein Werk Pfisters Mühle, in dem er den Niedergang eines idyllischen Ausflugslokals auf die Wasserverschmutzung durch eine nahe Zuckerrübenfabrik zurückführt. Das Lokal muss schließlich dem Neubau einer Fabrik weichen. Raabe sah also die dunklen Seiten des Fortschritts, des Daseins überhaupt, und nahm die Haltung eines Pessimisten an. Für diese Lage empfahl er: Sieh auf zu den Sternen. Gib Acht auf die Gasse. (Die Leute aus dem Walde). In diesem Grundzug wurzelt auch Raabes Humor. So war Raabe kein Mensch der Idylle, obwohl er oft so gelesen bzw. interpretiert wurde, sondern blieb vielmehr ein entschiedener Kritiker seiner Zeit. Raabe behandelt in seinem Gesamtwerk Teile der deutschen Geschichte, vor allem die Kriege. Dabei gelingt es ihm, durch die Einführung von realen Charakteren und deren Schicksalen seine Werke lebendig und spannend zu gestalten. Durch Kunstgriffe der Erzählperspektive und des Stils hält er einen beobachtenden Abstand. Viele Betrachtungen und Abschweifungen – auch die seiner Zeit noch unauffällige Fülle der Zitate von der Antike bis zum zeitgenössischen Volksmund – erschweren heute das Lesen von Raabes Werken. Flüchtiger Lektüre scheint es bisweilen, als hätten seine Texte einen unzulänglichen Aufbau und fehlten gelegentlich wichtige Zusammenhänge, doch gerade diese arbeitete er mit großer Sorgfalt und Feinheit heraus. Die Wertungen von Raabes Dichtungen haben sich seit seinen Lebzeiten verschoben. Er selbst urteilte sehr hart über einige seiner frühen Werke, die er zum Teil als „Jugendquark“ bezeichnete. Während früher die sogenannte „Stuttgarter Trilogie“ (Der Hungerpastor, Abu Telfan, Der Schüdderump) als Hauptwerk galt, wird heute anderen Erzählungen und Romanen der Vorzug gegeben (u. a. Stopfkuchen, Horacker, Das Odfeld, Hastenbeck, Die Akten des Vogelsangs). - - - - - - - - Als fiktiver Verfasser und Erzähler der Chronik der Sperlingsgasse tritt der alte Johannes Wacholder auf, der eine über den Winter in den Frühling reichende Zeitspanne nutzt, seine eigene Geschichte wie die der Menschen jener Straße – der Berliner Sperlingsgasse –, in der auch er zur Miete in einem Haus wohnt, niederzuschreiben: »Ich bin alt und müde. Es ist die Zeit, wo die Erinnerung an die Stelle der Hoffnung tritt.« Im Ergebnis entsteht so eine durchaus heterogene, teils verschachtelte, teils achronologisch geordnete Chronik, in der ohne Gleichförmigkeit, aber aus innerer Notwendigkeit auf der Folie der 1850er Jahre, aus der Düsternis alltäglichen Leidens und Elendes sich ein schließlich auch von Glück und Idylle mitbestimmtes Gassengemälde entwickelt, das den Verfasser im Alter, wo nicht zu rechtfertigen, so doch zu wärmen vermag. Dass diese ›Notwendigkeit‹ über das Erinnern des Alten als letztem Lebensquell hinausreicht, erweist dann die im Zentrum der Chronik stehende Liebesgeschichte. Es ist Liebe, die der Verfasser wie auch dessen alter Kinderfreund Franz Ralff zu Marie hegten und die Wacholder auch (melancholisch gefärbt) aufrechterhält, als Freund Franz längst obsiegt hatte, Franz und Marie längst ein Paar geworden waren und aus der Verbindung eine Tochter namens Elise hervorgegangen war. Nach dem frühen Tod der Marie, dem der des Vaters schnell folgte, wurde der Freund als »Onkel« Wacholder Vormund und Erzieher der verwaisten Tochter. Vor seinem Tod hatte der Maler Franz Ralff noch das Porträt seiner Frau vollendet und den Freund um des Kindes willen auch in jene Familientragödie eingeweiht, die einst seiner Mutter Luise widerfuhr und ihm selbst als Verpflichtung aufgegeben blieb: Die Mutter war als junges Mädchen in Abwesenheit des Bruders von einem Grafen Seeburg geschändet worden. Die Folge war Franz, den der Bruder der Mutter, Andreas, nach der Mutter Gramestod dann aufzog – derweil der schändliche Graf verschwunden blieb. (39ff.). Die Geschichte findet eine Parallele, als »Onkel« Wacholder und Mündel Elise an Mariens Grab eine Frau treffen (67), Helene Berg, die sich nicht nur als Nachbarin in der Sperlingsgasse, sondern auch als verarmte Tochter des Grafen Seeburg zu erkennen gibt (100ff.). Aus ihrer Ehe mit dem inzwischen verstorbenen Doktor Berg hat sie einen Sohn Gustav, der zum Ende der Chronik (161ff.) Elisens Mann werden soll – womit die Forderung der letzten Worte von Franzens Oheim Andreas – »... such ihn« – ohne Forschen erfüllt wird. Die für Franz Ralff nicht einmal im Tode nach dem »begrab dein volles Herz und suche – zu vergessen !« (73) erfüllbare Forderung wird in der dem Vergessen gegenläufigen Erinnerung aufgelöst und über die Treue zum »Vaterland« in einen geschichtlichen Zusammenhang gebracht (vgl. 142f.). Das auf Wanderung und Herrschaftswechsel unter den Völkern angelegte und entwickelte Bild (158) kulminiert schließlich nicht im großen Geschichtsentwurf, sondern im Einzelschicksal der Familie des Schuhmachers Burger, dem »... eine ganze Passionsgeschichte vom Gesichte abzulesen war« (159) und den nun Hunger und Elend in die Emigration trieben und den Begriff »Vaterland« so einen ganz anderen Geschmack bekommen ließ: Eines Landes, das zu ›Mutterland‹, zu Heimat wird als aus der Ferne empfundene Sehnsucht, die denen aufkommt, die Not und mangelnde Fürsorge der Obrigkeit aus gerade ebendiesem Land vertrieben hatte. Zum Ende der Chronik, die noch einiges an Elend und Not, Krieg und Tod thematisiert, scheint »Was tot war, wird lebendig; was Fluch war, wird Segen« als präsentische Faktizität gerade einmal für Gustav und Elise zu gelten, »die Sünde der Väter wird nicht heimgesucht an den Kindern ...« (100). Aber als Hoffnung und auch als Franz Ralffsches Nichtverpflichtetsein bleibt die Botschaft an alle gerichtet. Der Erzähler in der Chronik der Sperlingsgasse ist selbst als Figur am Geschehen beteiligt. Die Chronik besteht aus vielen Rückblicken, Erzählungen Dritter, Briefen und Erinnerungen. Durch diese „Zeitvermischung“ sowie Abschweifungen und eingeschobene Episoden, die nicht immer chronologisch angeordnet sind, entsteht eine komplexe Erzählstruktur, die bereits auf Raabes spätere Hauptwerke wie Stopfkuchen vorausweist. Die Sprache in der Chronik wirkt eigenwillig und teilweise etwas verzopft. - - - - - - - - Ernst Bosch (* 23. März 1834 in Krefeld; † 22. März 1917 in Düsseldorf) war ein deutscher Maler, Zeichner und Grafiker und Vertreter der erzählenden Malerei der Düsseldorfer Malerschule. Bereits als Gymnasialschüler und dann als Privatschüler von Josef Schex widmete sich Bosch Zeichnungen, unter anderem Illustrationen zu Coopers Lederstrumpf. Des Weiteren malte er die Bildnisse seiner Brüder, die einiger Verwandter und die von Freunden. Im Verlauf des Studiums, um 1853/54, entstanden die kleinen Ölbilder Inneres von St. Martin in Bilk und Keller der alten Kunstakademie, die sich heute im Düsseldorfer Stadtmuseum befinden. 1854 folgten die Gemälde Die Schleichhändler und Verteidigung eines Blockhauses gegen Indianer durch Kolonisten (Ankauf des Kunstvereins), das Bildnis des Freundes Hubert Salentin (Düsseldorf, Kunstmuseum) sowie Das Grab des Postillons (Frankfurt/Main, Bundespostmuseum). In Ausstellungen gezeigt und positiv besprochen wurden unter anderem die Kompositionen Fähre beim Eisgang (1854), Der Jagdunfall (1855), Die Alchimistenstube (1857) oder Ein angehender Michelangelo (1858). Erfolgreich, vor allem auch durch ihre Reproduktion als Radierungen und Holzstiche in den populären Zeitschriften Gartenlaube, Daheim und anderen, wurden die verschiedenen Versionen von Fern der Heimat (ein schlafender Savoyardenknabe von Kindern entdeckt) und Der Ritt durchs Wasser (eines Kindes auf einem großen Hund), Die Diebesschule und Die Büffelhirten (1862), Der Kesselflicker (1865), Kinder beim Christbaumholen (1868), Der Maler am Waldrand (eine Fassung im Museum Wesel) und viele andere. In idealisierender Weise nahm Bosch, der zeitlebens mit den Malern Hubert Salentin, Friedrich Hiddemann, Christian Eduard Böttcher, Hermann Werner, Carl Thiel und anderen befreundet war, seine Themen aus dem bürgerlichen und ländlichen Leben und versuchte dabei, Gefühlswerte wie Freude und Trauer, Heimat und ähnliches zu verbildlichen. Daneben entstanden Kompositionen nach Vorlagen aus der Literatur (Werther, Hermann und Dorothea; Märchen der Gebrüder Grimm: Aschenputtel, Rotkäppchen) sowie zahlreiche Bildnisse und viele Hundedarstellungen. Für Mappenauasgaben und als Einzelblätter schuf Bosch Radierungen und Lithographien. Für zahlreiche Bücher schuf er die Textillustrationen, darunter für Die Chronik der Sperlingsgasse von Wilhelm Raabe, das in unzähligen Auflagen erschien. Ernst Bosch zeigte seine Arbeiten vor allem anlässlich von Ausstellungen in Düsseldorf und Berlin, aber auch in Bremen, Hamburg, München und Den Haag. 1873 war er mit dem Bild Wilddiebe in der Kunstausstellung der Wiener Weltausstellung vertreten und wurde mit einer Medaille ausgezeichnet. 1876 erhielt er erneut eine Auszeichnung für sein Gemälde Auf der Weide in der Kunstausstellung der Weltausstellung in Philadelphia. Eine Ausstellung seiner nachgelassenen Arbeiten fand 1917 in der Städtischen Kunsthalle in Düsseldorf statt. (Quelle: Wikipedia) Insgesamt gut erhaltenes Exemplar, wenn auch etwas schiefgelesen, nur das fehlende fliegende Vorsatzblatt ärgert mich ein wenig. Farbkopfschnitt. Da stand sicher nur eine Name drauf oder eine Widmung, irgendwas Schönes ..., DE, [SC: 2.40], deutliche Gebrauchsspuren, gewerbliches Angebot, 8°, 240, [GW: 285g], [PU: Berlin], 131. Auflage, Banküberweisung, Internationaler Versand, [CT: Romane/Erzählungen / Klassiker]<
Wilhelm RAABE / Georg Salter (Illustrationen):
Die Chronik der Sperlingsgasse . Roman - gebrauchtes Buch1924, ISBN: 67046ed6ae54269fab374316dc2ab1a2
[ED: Halbleder], [PU: Deutsche Buch-Gemeinschaft G.m.b.H.], Wilhelm Karl Raabe (Pseudonym: Jakob Corvinus; * 8. September 1831 in Eschershausen; † 15. November 1910 in Braunschweig)… Mehr…
[ED: Halbleder], [PU: Deutsche Buch-Gemeinschaft G.m.b.H.], Wilhelm Karl Raabe (Pseudonym: Jakob Corvinus; * 8. September 1831 in Eschershausen; † 15. November 1910 in Braunschweig) war ein deutscher Schriftsteller (Erzähler). Er war ein Vertreter des poetischen Realismus, bekannt für seine gesellschaftskritischen Erzählungen, Novellen und Romane. Raabe lebte mehrere Jahre in Wolfenbüttel (davon sechs als Schriftsteller), acht Jahre in Stuttgart und fast 40 Jahre in Braunschweig. Die Bitte nach einer Autobiografie lehnte Wilhelm Raabe zwar ab, er schrieb aber 1906 eine kleine biographische Skizze: „Ich bin am 8. September 1831 zu Eschershausen im Herzogtum Braunschweig geboren worden. Mein Vater war der damalige ‚Aktuar‘ am dortigen Amtsgericht, Gustav Karl Maximilian Raabe, und meine Mutter Auguste Johanne Frederike Jeep, die Tochter des weiland Stadtkämmerers Jeep zu Holzminden. Meine Mutter ist es gewesen, die mir das Lesen aus dem Robinson Crusoe unseres alten Landsmanns aus Deensen, Joachim Heinrich Campe beigebracht hat. Was ich nachher auf Volks- und Bürgerschulen, Gymnasien und auf der Universität an Wissenschafte zu erworben habe, heftet sich alles an den lieben feinen Finger, der mir ums Jahr 1836 herum den Punkt über dem i wies. Im Jahr 1845 starb mein Vater als Justizamtmann zu Stadtoldendorf und zog seine Witwe mit ihren drei Kindern nach Wolfenbüttel, wo ich das Gymnasium bis 1849 besuchte. Wie mich danach unseres Herrgotts Kanzlei, die brave Stadt Magdeburg, davor bewahrte, ein mittelmäßiger Jurist, Schulmeister, Arzt oder gar Pastor zu werden, halte ich für eine Fügung, für welche ich nicht dankbar genug sein kann. Ostern 1854 ging ich nach einem Jahr ernstlicher Vorbereitung nach Berlin, um mir auch ‚auf Universitäten‘ noch etwas mehr Ordnung in der Welt Dinge und Angelegenheiten, soweit sie ein so junger Mensch übersehen kann, zu bringen. Im November desselben Jahres begann ich dort in der Spreegasse die ‚Chronik der Sperlingsgasse‘ zu schreiben und vollendete sie im folgenden Frühling. Ende September 1856 erblickte das Buch durch den Druck das Tageslicht und hilft mir heute noch neben dem ‚Hungerpastor‘ im Erdenhaushalt am meisten mit zum Leben. Denn für die Schriften meiner ersten Schaffensperiode, die bis zu letzterwähntem Buche reicht, habe ich ‚Leser‘ gefunden, für den Rest nur ‚Liebhaber‘, aber mit denen, wie ich meine, freilich das allervornehmste Publikum, was das deutsche Volk gegenwärtig aufzuweisen hat.“ Raabe beobachtete besonders stark die irreparablen Risse zwischen Altem und Neuem, zwischen Geborgenheit und technischer Industrialisierung, welche sich auf Kosten der Natur und der Gemütskultur vergrößerten und vertieften. Als einer der ersten Umweltromane gilt sein Werk Pfisters Mühle, in dem er den Niedergang eines idyllischen Ausflugslokals auf die Wasserverschmutzung durch eine nahe Zuckerrübenfabrik zurückführt. Das Lokal muss schließlich dem Neubau einer Fabrik weichen. Raabe sah also die dunklen Seiten des Fortschritts, des Daseins überhaupt, und nahm die Haltung eines Pessimisten an. Für diese Lage empfahl er: Sieh auf zu den Sternen. Gib Acht auf die Gasse. (Die Leute aus dem Walde). In diesem Grundzug wurzelt auch Raabes Humor. So war Raabe kein Mensch der Idylle, obwohl er oft so gelesen bzw. interpretiert wurde, sondern blieb vielmehr ein entschiedener Kritiker seiner Zeit. Raabe behandelt in seinem Gesamtwerk Teile der deutschen Geschichte, vor allem die Kriege. Dabei gelingt es ihm, durch die Einführung von realen Charakteren und deren Schicksalen seine Werke lebendig und spannend zu gestalten. Durch Kunstgriffe der Erzählperspektive und des Stils hält er einen beobachtenden Abstand. Viele Betrachtungen und Abschweifungen – auch die seiner Zeit noch unauffällige Fülle der Zitate von der Antike bis zum zeitgenössischen Volksmund – erschweren heute das Lesen von Raabes Werken. Flüchtiger Lektüre scheint es bisweilen, als hätten seine Texte einen unzulänglichen Aufbau und fehlten gelegentlich wichtige Zusammenhänge, doch gerade diese arbeitete er mit großer Sorgfalt und Feinheit heraus. Die Wertungen von Raabes Dichtungen haben sich seit seinen Lebzeiten verschoben. Er selbst urteilte sehr hart über einige seiner frühen Werke, die er zum Teil als „Jugendquark“ bezeichnete. Während früher die sogenannte „Stuttgarter Trilogie“ (Der Hungerpastor, Abu Telfan, Der Schüdderump) als Hauptwerk galt, wird heute anderen Erzählungen und Romanen der Vorzug gegeben (u. a. Stopfkuchen, Horacker, Das Odfeld, Hastenbeck, Die Akten des Vogelsangs). - - - - - - - - Als fiktiver Verfasser und Erzähler der Chronik der Sperlingsgasse tritt der alte Johannes Wacholder auf, der eine über den Winter in den Frühling reichende Zeitspanne nutzt, seine eigene Geschichte wie die der Menschen jener Straße – der Berliner Sperlingsgasse –, in der auch er zur Miete in einem Haus wohnt, niederzuschreiben: »Ich bin alt und müde. Es ist die Zeit, wo die Erinnerung an die Stelle der Hoffnung tritt.« Im Ergebnis entsteht so eine durchaus heterogene, teils verschachtelte, teils achronologisch geordnete Chronik, in der ohne Gleichförmigkeit, aber aus innerer Notwendigkeit auf der Folie der 1850er Jahre, aus der Düsternis alltäglichen Leidens und Elendes sich ein schließlich auch von Glück und Idylle mitbestimmtes Gassengemälde entwickelt, das den Verfasser im Alter, wo nicht zu rechtfertigen, so doch zu wärmen vermag. Dass diese ›Notwendigkeit‹ über das Erinnern des Alten als letztem Lebensquell hinausreicht, erweist dann die im Zentrum der Chronik stehende Liebesgeschichte. Es ist Liebe, die der Verfasser wie auch dessen alter Kinderfreund Franz Ralff zu Marie hegten und die Wacholder auch (melancholisch gefärbt) aufrechterhält, als Freund Franz längst obsiegt hatte, Franz und Marie längst ein Paar geworden waren und aus der Verbindung eine Tochter namens Elise hervorgegangen war. Nach dem frühen Tod der Marie, dem der des Vaters schnell folgte, wurde der Freund als »Onkel« Wacholder Vormund und Erzieher der verwaisten Tochter. Vor seinem Tod hatte der Maler Franz Ralff noch das Porträt seiner Frau vollendet und den Freund um des Kindes willen auch in jene Familientragödie eingeweiht, die einst seiner Mutter Luise widerfuhr und ihm selbst als Verpflichtung aufgegeben blieb: Die Mutter war als junges Mädchen in Abwesenheit des Bruders von einem Grafen Seeburg geschändet worden. Die Folge war Franz, den der Bruder der Mutter, Andreas, nach der Mutter Gramestod dann aufzog – derweil der schändliche Graf verschwunden blieb. (39ff.). Die Geschichte findet eine Parallele, als »Onkel« Wacholder und Mündel Elise an Mariens Grab eine Frau treffen (67), Helene Berg, die sich nicht nur als Nachbarin in der Sperlingsgasse, sondern auch als verarmte Tochter des Grafen Seeburg zu erkennen gibt (100ff.). Aus ihrer Ehe mit dem inzwischen verstorbenen Doktor Berg hat sie einen Sohn Gustav, der zum Ende der Chronik (161ff.) Elisens Mann werden soll – womit die Forderung der letzten Worte von Franzens Oheim Andreas – »... such ihn« – ohne Forschen erfüllt wird. Die für Franz Ralff nicht einmal im Tode nach dem »begrab dein volles Herz und suche – zu vergessen !« (73) erfüllbare Forderung wird in der dem Vergessen gegenläufigen Erinnerung aufgelöst und über die Treue zum »Vaterland« in einen geschichtlichen Zusammenhang gebracht (vgl. 142f.). Das auf Wanderung und Herrschaftswechsel unter den Völkern angelegte und entwickelte Bild (158) kulminiert schließlich nicht im großen Geschichtsentwurf, sondern im Einzelschicksal der Familie des Schuhmachers Burger, dem »... eine ganze Passionsgeschichte vom Gesichte abzulesen war« (159) und den nun Hunger und Elend in die Emigration trieben und den Begriff »Vaterland« so einen ganz anderen Geschmack bekommen ließ: Eines Landes, das zu ›Mutterland‹, zu Heimat wird als aus der Ferne empfundene Sehnsucht, die denen aufkommt, die Not und mangelnde Fürsorge der Obrigkeit aus gerade ebendiesem Land vertrieben hatte. Zum Ende der Chronik, die noch einiges an Elend und Not, Krieg und Tod thematisiert, scheint »Was tot war, wird lebendig; was Fluch war, wird Segen« als präsentische Faktizität gerade einmal für Gustav und Elise zu gelten, »die Sünde der Väter wird nicht heimgesucht an den Kindern ...« (100). Aber als Hoffnung und auch als Franz Ralffsches Nichtverpflichtetsein bleibt die Botschaft an alle gerichtet. Der Erzähler in der Chronik der Sperlingsgasse ist selbst als Figur am Geschehen beteiligt. Die Chronik besteht aus vielen Rückblicken, Erzählungen Dritter, Briefen und Erinnerungen. Durch diese „Zeitvermischung“ sowie Abschweifungen und eingeschobene Episoden, die nicht immer chronologisch angeordnet sind, entsteht eine komplexe Erzählstruktur, die bereits auf Raabes spätere Hauptwerke wie Stopfkuchen vorausweist. Die Sprache in der Chronik wirkt eigenwillig und teilweise etwas verzopft. - - - - - - - - George Salter (gebürtig Georg Salter; * 5. Oktober 1897 in Bremen; † 31. Oktober 1967 in New York) war ein zunächst deutscher, seit 1940 ein amerikanischer Gebrauchsgrafiker und Bühnenbildner. Er revolutionierte das Coverdesign für Bücher. Weltberühmt wurde sein Entwurf zu Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz. Georg Salter wurde als Kind eines Hamburger Musikers geboren. Die Eltern waren in seinem Geburtsjahr vom Judentum zum evangelischen Glauben konvertiert. Mit den Eltern und drei Geschwistern zog er nach Berlin. 1913 wurde er in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche konfirmiert und legte 1916 das Abitur am Werner-Siemens-Realgymnasium in Berlin-Schöneberg ab. Nach dem Militärdienst im Ersten Weltkrieg studierte er an der Kunstgewerbeschule in Berlin-Charlottenburg. 1921 wurde er Bühnenbildner an der Preußischen Staatsoper, wechselte 1923 an die Berliner Volksoper und 1925 an die Vereinigten Stadttheater Barmen-Elberfeld, wo er rund 100 Bühnenbilder entwarf. 1927 kehrte er nach Berlin zurück und arbeitete zunächst als Hauptgrafiker für den Verlag Die Schmiede, für den er schon seit 1923 arbeitete, als er den Umschlag für die Lenin-Biografie von Henri Guilbeaux entwarf, und dessen Editionen er ein unverwechselbares Äußeres gab. Nach dem Konkurs dieses ambitionierten Unternehmens entwarf er für insgesamt 33 Verlage bis 1934 rund 350 Einbände, darunter die Schutzumschläge für Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz (1929), Ernst Tollers Feuer aus den Kesseln (1930) und Peter de Mendelssohns Paris über mir (1931). 1931 wurde er Leiter der Abteilung für Gewerbegraphik der Höheren Graphischen Fachschule in Berlin, eine Stellung, die er nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 aufgeben musste. Salter wechselte nach Baden-Baden. Im November 1934 emigrierte er in die USA und siedelte sich in New York City an, wo er unmittelbar nach seiner Ankunft damit begann, Bucheinbände für US-amerikanische Verlage anzufertigen. Er gestaltete u. a. die Umschläge für Carl Zuckmayers The Moons Ride Over (1937) und William Shirers Berlin Diary (1941). 1939 übernahm er die Leitung der Graphikabteilung von Mercury Publications und gestaltete im folgenden Jahrzehnt 185 Buchcover und etwa 30 Zeitschriftentitel. 1937 erhielt er einen Lehrauftrag an der New Yorker Cooper Union School of Art. Er lehrte dort bis zu seinem Tode Typografie und Kalligrafie. 1940 wurde er US-amerikanischer Staatsbürger. Salter war mit Agnes O’Shea verheiratet und hatte eine Tochter, Janet. (Quelle: Wikipedia) Insgesamt gut erhaltenes Exemplar, kleine Flecke und Kratzer im Lederrücken verleihen dem Buch Charakter., DE, [SC: 2.40], leichte Gebrauchsspuren, gewerbliches Angebot, 8°, 232, [GW: 360g], [PU: Berlin], Sonderausgabe, Banküberweisung, Internationaler Versand, [CT: Romane/Erzählungen / Gesellschaftsromane]<
Die Chronik der Sperlingsgasse . Roman . - gebunden oder broschiert
1910
ISBN: 67046ed6ae54269fab374316dc2ab1a2
hardcover 191 S. Gebundene Ausgabe Ln mit Su guter Zustand Raabe, Wilhelm (Pseud. Jakob Corvinus), Schriftst., * 8. 9. 1831 Eschershausen (bei Braunschweig), 14. 11. 1910 Braunschweig;… Mehr…
hardcover 191 S. Gebundene Ausgabe Ln mit Su guter Zustand Raabe, Wilhelm (Pseud. Jakob Corvinus), Schriftst., * 8. 9. 1831 Eschershausen (bei Braunschweig), 14. 11. 1910 Braunschweig; humorvoll-ironischer Erzähler des poet. Realismus in der Nachfolge a Jean Pauls, W. M. a Thackerays und von Ch. a Dickens. Warme Menschlichkeit in der bürgerl. Idylle Belletristische Darstellung; Chronik 3, [PU:VollmerVolksbund der Bücherfreunde Wiesbaden,]<
Die Chronik der Sperlingsgasse - Roman - gebunden oder broschiert
ISBN: 67046ed6ae54269fab374316dc2ab1a2
[SC: 2.72], [PU: Wiesbaden: Emil Vollmer Verlag o.J.], Leinen; 191 Seiten -/- Zustand: mit mittleren Gebrauchs- oder Lagerspuren ; Papier an den Rändern altersbedingt gebräunt , Seitensch… Mehr…
[SC: 2.72], [PU: Wiesbaden: Emil Vollmer Verlag o.J.], Leinen; 191 Seiten -/- Zustand: mit mittleren Gebrauchs- oder Lagerspuren ; Papier an den Rändern altersbedingt gebräunt , Seitenschnitt gebräunt -** Kein Auslandsversand in die Mitgliedsstaaten der EU möglich **<
DIE CHRONIK DER SPERLINGSGASSE. Roman - Taschenbuch
1968, ISBN: 67046ed6ae54269fab374316dc2ab1a2
[PU: Ullstein, Wiesbaden 1968], 191 Seiten Taschenbuch oder Softcover Zustand: GUTER Zustand., DE, [SC: 2.95], gebraucht; gut, gewerbliches Angebot, [GW: 134g], Banküberweisung, Offene Re… Mehr…
[PU: Ullstein, Wiesbaden 1968], 191 Seiten Taschenbuch oder Softcover Zustand: GUTER Zustand., DE, [SC: 2.95], gebraucht; gut, gewerbliches Angebot, [GW: 134g], Banküberweisung, Offene Rechnung, PayPal, Internationaler Versand<
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Bibliographische Daten des bestpassenden Buches
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Detailangaben zum Buch - Die Chronik der Sperlingsgasse - Roman
Gebundene Ausgabe
Taschenbuch
Erscheinungsjahr: 1976
Herausgeber: WiesbadenWiesbaden: Vollmer, 1960,
Buch in der Datenbank seit 2013-12-13T18:38:19+01:00 (Berlin)
Detailseite zuletzt geändert am 2024-04-04T07:46:29+02:00 (Berlin)
Alternative Schreibweisen und verwandte Suchbegriffe:
Autor des Buches: wilhelm raabe, jakob corvinus, rääbe, georg salter
Titel des Buches: die chronik der sperlingsgasse roman, chronik der aa10
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