Freuchen, Peter:
Das Leben geht weiter. - gebrauchtes Buch
1941, ISBN: 6d848b37d570961631aa4ace88549810
[ED: Leinen], [PU: Büchergilde Gutenberg], Mit vielen s/w Fotos.
Ein Auszug:
Das Jahr 1921. Ich war in Godthaab und tief entmutigt.
Meine liebe Navarana war soeben gestorben. Meine zwei… Mehr…
[ED: Leinen], [PU: Büchergilde Gutenberg], Mit vielen s/w Fotos.
Ein Auszug:
Das Jahr 1921. Ich war in Godthaab und tief entmutigt.
Meine liebe Navarana war soeben gestorben. Meine zwei kleinen Kinder waren mutterlos, das eine in Thule, das andere bei meinen Eltern in Dänemark.
Jetzt sollten wir die lange Reise zu den unbekannten Eskimos an-treten, und unsere eigenen Leute aus Thule lagen im Krankenhaus hier in Godthaab.
Vor nicht langer Zeit hatte ich den Empfang des Königspaares und das Jubiläum Hans Egedes voller Freude und mit den lichtesten Aussichten für die Zukunft gefeiert. Damals war ich gerade im Begriff, zu meiner Frau zu reisen, auf eine Expedition zu gehen, und unsere Ausrüstung war uns nach Upernivik geschickt worden.
Jetzt hatte unsere Expedition Schiffbruch erlitten, unser Haus war verlorengegangen.
Aber einen Umstand gab es, mit dem man zu rechnen hatte. Das war Knud Rasmussen. Er wuchs täglich mit seinen Aufgaben und gedieh durch Mißgeschick. Jetzt hatte er alle Hände voll zu tun. Ein neues Haus bauten uns die Godthaaber Zimmerleute, neue Vorräte waren durch das Schiff des Königs in Dänemark bestellt. Und zudem hatten wir hier unsern Freund, Ingenieur M. Ib Nyeboe. Das war ein Mann wie Knud selbst. Daß Nyeboe außer einer Riesenarbeit auch das Geld zu beschaffen hatte, überließen wir ihm; das pflegten wir seit vielen Jahren so zu halten.
Am schlimmsten stand es mit unseren Freunden aus Thule. Iggian-guaq starb trotz der unermüdlichen Pflege Dr. Barchalias. Zur Grippe war Lungenentzündung gestoßen, und er war nicht zu retten.
Bald kam denn auch ein Schiff mit neuen Vorräten aus Dänemark. Nyeboe ließ einen nie im Stich. Den Rest mußten wir in Godthaab kaufen, und wenn uns dann noch etwas fehlte, hieß es eben, darauf zu verzichten.
Ich arbeitete an meinen Uhren. Vom alten Lars Möller, dem Redakteur der «Grönländischen Zeitung», hatte ich mir zeigen lassen, wo Kommander Bluhme und später Adam Poulsen ihre Observatorien gehabt hatten; die Länge war also bestimmt. Dort machten wir zweimal täglich unsere Zeitbestimmungen und konnten uns nunmehr einigermaßen auf unsere vier Uhren verlassen.
Unterwegs verglichen wir unsere Zeitmesser sorgsam und verwahrten sie in wattierten Kasten. Das Ergebnis war jedoch, daß wir, als wir in der Hudsonbucht an Land kamen und unsere ersten Beobachtungen machten, feststellen mußten, daß wir mitten in der Frozen-Strait lagen. Eine besonders genaue Orientierung ergab das nicht.
Ehe wir jedoch so weit kamen, sollten wir noch viel erleben.
Iggianguaqs arme Frau Arnalunguaq weinte, und wir fragten sie, ob sie nicht lieber nach Thule zurückkehren wollte, wohin sie nächstes Jahr kommen könnte. «Ach, ich habe jetzt niemand mehr als euch, früher hätte ich zurückkehren können, jetzt habe ich keine Wahl mehr! Man folgt denen, die man kennt, und bleibt nicht in einem unbekannten Land, wo der Mann tot liegt.»
Es war der dritte Todesfall, ehe die Expedition auf brach. Zuerst Ajago, dann meine eigene Frau Navarana und nun Iggianguaq.
Knud hielt es für eine gute Idee, einen jungen Mann aus Westgrönland mitzunehmen, der Sagen aufschreiben und ihm als eskimoischer Sekretär dienen sollte. Er fand einen gewissen Jakob Olsen, einen Bruder unseres alten Freundes und Wohnplatzgefährten, Pastor Gustav Olsen in Thule.
Jakob war mehrmals an verschiedenen Orten als Katechet und Lehrer angestellt gewesen, aber sein Temperament machte ihn nicht recht für den geistlichen Beruf geeignet, und sein lebhafter Geist und der Drang nach Abenteuern bestimmten ihn mehr dazu, zu reisen und sich umzuschauen.
Vorläufig war er nur ein Mensch mehr an Bord unserer kleinen «Sökongen». Was hier alles mitgenommen werden sollte, grenzte ans Fabelhafte. Es gehörten die Phantasie eines Knud Rasmussen und die übernatürlichen Gaben Kapitän Pedersens dazu, um es an Bord unterzubringen. Zu
usw.....
Außer dem Buch schrieb ich für «Politiken» eine ganze Reihe von Aufsätzen über Grönland und die Verhältnisse dort, wodurch ich das Glück hatte, mir eine ganze Schar von Feinden zu verschaffen.
In diesen Tagen kam mein Sohn Mequsaq aus Grönland. Er war jetzt elf Jahre alt, und ich hatte mich so nach ihm gesehnt, daß ich ihn schließlich kommen ließ. Magdalene und ich waren am Hafen, um ihn in Empfang zu nehmen. Er trug seine feinsten Bärenfellhosen und stand würdevoll, aber doch von allem, was er sah, in Anspruch genommen, an Deck.
«Bist du der große Peterssuaq?» fragte er.
«Ja, ich bin's.»
«Der Fall ist eingetreten, daß dein Sohn zu dir gekommen ist!» sagte er ruhig. Das war höfliches und korrektes Grönländisch, denn Mequsaq hatte gutes Benehmen gelernt, und man hatte ihm gesagt, wie er mich begrüßen sollte.
Er war gewachsen, sah gesund aus. Ich war glücklich, als ich ihn sah, und es tat mir nur leid, daß ich ihn gleich wieder verlassen mußte. Ich unternahm damals einige Reklameflüge für eine illustrierte Zeitschrift, in jener Zeit noch etwas Ungewöhnliches, das viele tollkühn und unverantwortlich für einen verheirateten Mann fanden. Wir nahmen ihn mit hinaus, um ihm das Flugzeug zu zeigen, und glaubten, daß es ihm imponieren würde. Aber er verlor keinen Augenblick seine überlegene Ruhe. Gegen Wunder war er schon immun. Er hatte Wagen fahren sehen, ohne daß Hunde vorgespannt waren, und manche davon waren so groß wie Häuser gewesen. Er hatte Menschenwohnungen so hoch wie Berge gesehen, hatte aus weiter Ferne und ohne daß er sie sehen konnte, nur durch einen kleinen Trichter, mit Pipaluk gesprochen, und deshalb war es auch nicht weiter merkwürdig, daß man in diesem Lande fliegen konnte wie die Vögel.
In der nächsten Zeit war Magdalene mit Mequsaq allein daheim auf Enehöje. Für beide war es schwierig, da sie sich nicht verständigen konnten, und der Kleine hatte, wie es sich zeigte, einen Sprachfehler, er stotterte, was ihm das Dänischlernen erschwerte. Ich sprach täglich mit ihm durchs Telephon, aber er konnte nicht begreifen, warum ich nicht heimkam. Er hatte die Auffassung, daß ich auf den Fang gezogen wäre, und deshalb war es ihm unverständlich, daß er nicht mit dabei sein konnte.
Schließlich glaubte er dahinter gekommen zu sein, wie er mich finden könnte. Er hatte bemerkt, daß das Telephon etwas mit einem Draht zu tun haben mußte, der über einige Pfähle lief und dann im Wasser verschwand, wo er unterseeisch weiterführte. Von Enehöje aus konnte er auch sehen, daß auf der nächsten Insel ähnliche Telephonpfähle standen. Auf diesen Beobachtungen baute er seinen Plan auf. Er wußte, daß ich mich am andern Ende dieses Telephondrahtes befand, so daß es also nur galt, diesem zu folgen. Und eines Abends, als die andern zu Bett gegangen waren, schlüpfte er auf die Anlegebrücke hinunter, nahm ein Boot und ruderte übers Wasser, um seinen Vater zu finden.
Magdalene entdeckte sein Verschwinden schnell, und man machte sich gleich auf die Suche nach ihm. Es dauerte auch nicht lange, so sahen sie, daß ein kleines Boot an der Brücke fehlte, und nun wußte man, daß er auf die See hinausgefahren war. Man telephonierte an die Nachbarn, und Fischer an der Küste der Förde wurden gebeten, auf die Suche nach ihm zu gehen. Viele fuhren hinaus, und nach langer Zeit fanden sie ihn weit draußen im Langelandsbelt, noch voller Energie, aber müde und hungrig.
Er hatte eine schlimme Zeit hinter sich, denn das Boot, das er genommen hatte, war elend. Es leckte wie ein Sieb, und er hatte keine Schöpfkelle. Aber das hatte ihn nicht entmutigt; er hatte seinen Stiefel ausgezogen und damit geschöpft. Während er sich aber so abmühte, das Boot lenz zu bekommen, hatte er nicht genügend auf seine Riemen geachtet, und der eine war ins Wasser geglitten und abgetrieben. Aber deshalb gab Mequsaq den Kampf nicht auf. Als er sah, daß Leute hinter ihm her waren, war ihm klar, daß es mit der Freiheit aus war, aber er versuchte ihnen durchzubrennen, indem er abwechselnd erst auf der einen, dann auf der andern Seite ruderte
usw.........
Aussen nachgedunkelt und fleckig.
Buchblock nachgedunkelt., DE, [SC: 2.95], leichte Gebrauchsspuren, gewerbliches Angebot, 229, [GW: 650g], [PU: Zürich], Banküberweisung, PayPal, Internationaler Versand, [CT: Romane/Erzählungen / Biographische Erzählungen]<